Wie du Entscheidungen im Team triffst
Vier Entscheidungsverfahren für die Abstimmung in Gruppen
Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von WEEKLY MVP. Diesmal geht es um Entscheidungsverfahren für Teams.
Ich habe vergangene Woche im Coaching das KonsenTverfahren kennengelernt. Konkret ging es um eine Fragestellung, bei der ich nicht wollte, dass wir als Team wieder über das Grundsätzliche diskutieren. Vielmehr ging es darum, dass alle mit der Lösung leben können. Daraufhin hat mir mein Coach das KonsenTverfahren vorgestellt. Ich habe mich dann gefragt, auf welche Weise man sonst noch in Gruppen zu Entscheidungen kommen kann – und entsprechend etwas recherchiert. Nachfolgend daher die vier gängigsten Verfahren, mit denen du in der Gruppe Entscheidungen treffen kannst.
Der Mehrheitsentscheid
Der Mehrheitsentscheid ist wahrscheinlich die klassischste Form der Entscheidungsverfahren und die dir bekannteste. Hierbei gewinnt die Meinung, die den meisten Zuspruch erhält. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass es nicht nur bekannt und vertraut, sondern auch noch sehr schnell durchführbar ist. Der Nachteil: Es gibt Gewinner:innen und Verlier:innen. Das Verfahren sollte, wenn möglich, bei nur zwei Alternativen eingesetzt werden.
Der KonsenT
Der Konsententscheid stammt aus dem Organisationsmodell der Soziokratie. Beim Konsent geht es nicht um die Zustimmung, sondern ob es einen bedeutsamen Widerstand gegen einen Vorschlag gibt. Nicht das Ja ist gefordert, sondern kein schwerwiegendes Nein. In der Regel gibt es bei Konsentscheidungen einen ausgearbeiteten Vorschlag und eine Reaktionsrunde, danach kommt es dann zum Entscheid. Gibt es Einwände, müssen diese Einwände so lange integriert werden (Einwand-Integration), bis es keine Einwände mehr gibt.
Der KonsenS
Der KonsenSentscheid unterscheidet sich zum KonsentenTscheid in einem wesentlichen Punkt: Es geht hier explizit um die Zustimmung. Ein Konsens ist immer dann wichtig, wenn eine hohe Identifikation notwendig ist (z. B. bei der Unternehmensvision). Das Problem des Konsensentscheid: Je größer und diverser die Gruppe, desto schwieriger wird der Konsens, weil die gemeinsame Schnittmenge immer kleiner wird. Zum Konsensverfahren gehört in der Regel auch immer ein Veto-Recht, das unterschiedlich ausgelegt werden kann:
Einwandsveto, d. h. wir müssen nochmal drüber reden = aufschiebende Wirkung
Abbruch-Veto, d. h. die Entscheidungsfindung ist beendet und es gilt weiterhin die alte Entscheidung
Systemisches Konsensieren
Das systemische Konsensieren ist ein Verfahren zur Lösungsfindung, bei dem jede stimmberechtigte Person Widerstandswerte von 0 bis 10 gegen Lösungsvorschläge abgeben kann. Die Widerstandswerte pro Lösungsvorschlag werden zusammengezählt und die Lösung mit den geringsten Widerständen ist «konsensiert». Systemisches Konsensieren führt zu einer hohen Gruppenakzeptanz und ist vielfältig einsetzbar und daher gerade bei großen Gruppen sehr beliebt. Einziger Nachteil: Hohe Widerstandsstimmen einzelner Personen können überstimmt werden, denn es gibt kein Veto-Recht.
Zusammenfassung
Es gibt verschiedene Verfahren für die Entscheidungsfindung in Gruppen, jedes mit Vor- und Nachteilen.
Das KonsenT-Verfahren eignet sich besonders für kleine Gruppen; hohe Zustimmungen werden durch KonsenS erreicht.
Je höher die notwendige Zustimmung, desto länger dauert die Entscheidungsfindung.
Systemisches Konsensieren ist empfehlenswert bei großen Gruppen und gleichwertigen Alternativen; das Mehrheitsprinzip bei nur zwei Alternativen.
Die Führungskraft kann im KonsenT- und KonsenS-Verfahren nicht überstimmt werden, bei den anderen beiden Verfahren hingegen schon.
Meine Fundstücke der Woche
Ihr alle kennt wahrscheinlich das Business Model Canvas. Eine Adaption davon für Vorträge habe ich gestern auf LinkedIn gefunden und bin mir sicher, dass ich sie für den nächsten Vortrag nutze (The Speakery Presentation Canvas).
Alle reden derzeit über ChatGPT, aber fast keiner über ChatBA. Das ist ein KI-Tool, mit dem Management-Präsentationen erstellt werden können. Ich war sehr beeindruckt, wie gut das funktioniert (ChatBA).
Ich bin ein großer Fan des amerikanischen Fotografen William Eggleston. Er gilt als Wegbereiter der künstlerischen Farbfotografie und setzt das vermeintlich Banale und Alltägliche gekonnt in Szene. "Mystery of the Ordinary" im C/O Berlin zeigt vom 28. Januar bis zum 04. Mai 2023 erstmals unentdeckte Arbeiten und stellt sie bekannten Serien des Künstlers gegenüber. Unbedingt anschauen! (William Eggleston, "Mystery of the Ordinary")
Zitat der Woche
This meeting could've been an email. – Autor unbekannt
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche ✌🏼
Max